Neben einem Brotbackautomaten ist eine eigene Getreidemühle ein weiterer Schritt in die Unabhängigkeit und sorgt immer für frisches Mehl, das frei von Zusätzen ist.
Die Widukind Modell I aus Buchensperrholz erfüllt bei mir diesen Zweck seit vielen Jahren zuverlässig und bisher ohne Probleme.
Technische Daten
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Produkt:Getreidemühle
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Hersteller:WIDU Mühlenbau
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Typ:Widukind Modell I aus Buchensperrholz
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Kaufdatum:21.04.2010
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Gewicht:11,5 kg
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Abmessungen:350 x 170 x 370 mm (L x B x H)
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Preis:274,00 €
Kaufgrund
Die ersten Gehversuche mit einem Brotbackautomaten machte ich mit fertigen Backmischungen. Das funktionierte auch relativ gut, hat aber auch Nachteile:
- Backmischungen enthalten in der Regel unerwünschte Zusätze
- In Backmischungen ist die Trockenhefe bereits enthalten
- Fertige Backmischungen halten nicht so lange, wie Körner
- Man ist auf einen Supermarkt oder Müller angewiesen
Zu 1.: Das war für mich kein ausschlaggebendes Argument, aber man ist auch nicht traurig, wenn man mit der Anschaffung einer Getreidemühle unerwünschte Zusätze im Mehl los wird.
Zu 2.: Beim Brotbackautomat von Panasonic wird die Hefe erst später zugegeben, was für ein besseres Backergebnis sorgt.
Zu 3.: Dieser und der letzte Punkt waren für mich die Hauptargumente, die den Ausschlag für die Anschaffung einer eigenen Getreidemühle gegeben haben.
Auf das Mindesthaltbarkeitsdatum eines Produkts kann man nicht viel geben. Ich habe u. a. schon Reis gegessen, der etliche Jahre über dem Mindesthaltbarkeitsdatum lag.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum hat in der Regel nur rechtliche Gründe. Ein Hersteller von Wurstkonserven erhält von dem Hersteller der dazu verwendeten Weißblechdosen lediglich eine Garantie von z. B. drei Jahren. Würde das Mindesthaltbarkeitsdatum der Wurstkonserven über diesen drei Jahren liegen, so würde der Hersteller der Konserven die Garantie für die Weißblechdosen quasi übernehmen und das möchten viele nicht tun.
Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass einem Verzehr nichts entgegenspricht, solange eine Verpackung nicht verletzt ist und der Inhalt nicht verdorben riecht.
Und hier haben wir bei Mehl einen Nachteil gegenüber von Körnern. Mehl wird in einer Papiertüte verpackt und diese kann recht leicht beschädigt werden (z. B. auch durch Ungeziefer).
Mein Getreide lagere ich dagegen in solchen 5-Liter Weißblechkanistern , so dass im Falle von Schädlingen nie ein ganzer Sack, sondern nur ein relativ kleiner Teil verdorben wird. Bisher ist das aber seit 2010 nie der Fall gewesen.
So ein Kanister ist wesentlich stabiler gegen Einwirkungen von außen und kann von Schädlingen nicht befallen werden, es sei denn, sie befinden sich bereits beim Umfüllen im Getreide.
Ja, man könnte auch Mehl in solche Kanister umfüllen, jedoch ist Mehl auch dann noch nicht so lange haltbar, bzw. verliert schneller seine Nährstoffe, als das ganze Korn.
Zu 4.: Wer schon etwas auf meiner Homepage gestöbert hat, der weiß, dass ich mein Wohnmobil auch unter dem Gesichtspunkt des Krisenfalls ausgebaut habe.
In Krisenzeiten ist es meiner Ansicht nach wesentlich einfacher an Getreide zu kommen, als an fertig gemahlenes Mehl. Getreide kann ich im Notfall direkt von jedem Bauern kaufen bzw. eintauschen, aber einen Müller zu finden ist da schon deutlich schwieriger.
Verarbeitung
Die Widukind Getreidemühlen werden in Handarbeit in Deutschland produziert. Mein Unikat macht einen soliden Eindruck und weist bis zum heutigen Tag keine Mängel auf.
Praxiserfahrung
Bis man sich mit der Maschine vertraut gemacht und die richtigen Einstellungen zum Mahlen gefunden hat, vergehen einige Versuche. Danach aber läuft das alles problemlos.
Mahlleistung
Die Mahlleistung wird mit 180 Gramm pro Minute angegeben und ich kann bestätigen, dass das der Realität entspricht.
Für diesen Beitrag habe ich einmal gestoppt, wie lange die Mühle benötigt, um ca. 600 Gramm Weizenkörner so zu mahlen, wie ich sie zum Backen in meinem Brotbackautomaten verwende. Das Ergebnis waren 2 Minuten und 9 Sekunden. Das entspricht einer Mahleistung von rund 280 Gramm pro Minute.
D. h., mit der angegebenen Mahlleistung kann man deutlich feineres Mehl mahlen, als das, was ich zum Backen verwende:
Seit einiger Zeit mahle ich mit der Mühle auch Hafer, weil ein Sack Biohafer günstiger ist, als die preiswerten Haferflocken (keine Bioqualität) vom Aldi bzw. Lidl. Das Ergebnis sind jetzt keine Flocken, allerdings lässt sich das durchaus essen.
Mahlwerk
Die Lebensdauer des Mahlwerks wird mit 50 bis 200 Zentner angegeben. Rechnet man mit einem Getreideverbrauch von zwei Zentnern pro Nase und Jahr, so ergibt das in meinem Fall eine Nutzungsdauer von 25 bis 100 Jahren. D. h. diese Anschaffung war eine fürs Leben.
Motor
Der Hersteller baut robuste und wartungsfreie asynchrone Industriemotoren ein. Es handelt sich dabei um 230-Volt Drehstrommotoren, die über einen Kondensator mit der benötigten dritten Phase versorgt werden.
Diese Motoren sind dauerbelastbar. D. h. die Getreidemühle kann ohne Unterbrechung betrieben werden und braucht keine Abkühlpausen.
In der Bedienungsanleitung werden 400 Watt Leistungsaufnahme und 250 Watt Leistungsabgabe angegeben. Das ergibt einen Wirkungsgrad von schwachen 62,5%.
Mein Wechselrichter hat 1.000 Watt Dauerleistung und kann für maximal 2 Sekunden 2.000 Watt liefern. Er hat bisher keine Probleme gehabt die Mühle zu betreiben. Demnach benötigt der Motor maximal das 5-fache seiner Leistungsaufnahme zum Anlaufen.
Lautstärke
Der Hersteller gibt einen Lärmpegel von 72 dB an, allerdings ohne Angabe der Messumstände.
Ich bezeichne mich als Lärmempfindlich und höre sehr gut. Die Mühle macht meinem Empfinden nach ordentlich Lärm, doch dank der guten Mahlleistung beschränkt er sich auf wenige Minuten.
An den Lärm der Getreidemühle habe ich mich inzwischen gewöhnt und auch meinem kleinen Kätzchen macht der Lärm nichts mehr aus.
Reinigung
Nach dem Mahlvorgang und noch vor der Entnahme des Mehls, nehme ich den Trichter ab und reinige mit dem mitgelieferten Pinsel den Mahlraum, sowie die Nuten, in denen der Trichter eingeschoben wird.
Mahlt man relativ viel Körner und schüttelt dabei nicht ab und zu die Schublade, um das Mahlgut besser darin zu verteilen, kann es vorkommen, dass sich links vom Mahlstein Mehl angesammelt hat. Ein kleiner Schubs mit dem Pinsel genügt jedoch, um es in die Schublade zu befördern.
Hin- und wieder reinige ich den Raum, in dem die Schublade eingeschoben wird. Nur sehr selten mache ich mir die Arbeit und entnehme den Schubstein, um den Mahlraum ganz gründlich zu reinigen.
In der Bedienungsanleitung wird noch empfohlen den Motorraum alle paar Jahre zu reinigen. Dazu muss man die beiden seitlichen Schrauben oben hinten herausdrehen und kann dann die obere Platte nach hinten etwas herausziehen.
Tipp: Sollten die Mahlsteine bei zu feiner Einstellung verschmieren, muss der Mahlraum zur Reinigung nicht zwangsläufig zerlegt werden. Es genügt, wenn mit einer gröberen Einstellung weitergemahlen wird, da sich das Mahlwerk dabei von selbst reinigt. Voraussetzung hierfür ist, dass das Mahlgut trocken ist.
Zubehör
Die Mühle kaufte ich noch, als ich noch nicht mobil lebte. Bei einem Zusammenbruch des Systems ist auch mit einem zeitweisen Stromausfall zu rechnen. Um hiergegen gerüstet zu sein, kaufte ich noch die zur Mühle passende Handkurbel dazu. Diese war bis jetzt allerdings noch nicht im Einsatz.
Bei Verwendung der Handkurbel muss man die mitgelieferte, größere Förderschnecke einbauen, damit man eine noch brauchbare Mahlleistung von etwa 40 Gramm pro Minute erhält (siehe Video).
Mit dieser Förderschnecke darf jedoch nicht elektrisch gemahlen werden, weil die Leistung dann zu groß wäre und den Motor überlasten könnte.
Videos

Preis-/Leistungsverhältnis
Dafür, dass die Mühle in Handarbeit in Deutschland gefertigt wird und eine Nutzungsdauer von bis zu 100 Jahren möglich ist, ist das Preis-/Leistungsverhältnis sehr gut.
Bei vielen Käufern wird es sich aufgrund der Langlebigkeit um eine einmalige Anschaffung handeln. Bei Bedarf lassen sich aber auch Ersatzteile nachkaufen, so dass man nach Ablauf der Garantie die Mühle nicht gleich entsorgen und erneut viel Geld ausgeben muss.
Vorteile
- Handarbeit aus Deutschland
- Hohe Mahlleistung
- Lebensdauer des Mahlwerks ca. 50 bis 200 Zentner
- Kann auch feuchte und ölige Körner verarbeiten (z. B. Leinsamen, Sesam, Mohn, Kokosflocken)
- Mahlgut wird nicht stark erwärmt
- Robust
- Dauerbelastbar
- Stabiler Ein-/Ausschalter mit Leuchtanzeige
- Langlebiger Industriemotor mit Blockierschutz
- Bei Stromausfall mit optionaler Handkurbel nutzbar
- 8 Jahre Garantie (5 Jahre auf die Elektrik)
Nachteile
- Relativ laut
Fazit
Für einen handelsüblichen Brotbackautomat ist die Mühle optimal dimensioniert. Ein Mahlvorgang mit einem gefüllten Trichter reicht aus, um damit ein gutes Biovollkornbrot zu backen.
Zwei bis Dreihundert Euro für eine Getreidemühle auszugeben ist zwar viel Geld, dennoch habe ich die Anschaffung bisher nicht bereut und würde mir wieder eine Mühle von WIDU kaufen.
Downloads
WIDU - Widukind Modell I - Produktbeschreibung.pdf
WIDU - Widukind Modell I - Bedienungsanleitung.pdf
WIDU - Steinwechsel - Merkblatt.pdf
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Hinweise
In die Bewertung fließen der Preis und der Support nicht mit ein. Es wird das reine Produkt bewertet. Manche müssen auf den Preis keine Rücksicht nehmen, andere wiederum haben nie Kontakt mit dem Support.
Diese beiden Punkte sind daher für die Qualität des Produktes nicht maßgebend und wurden weggelassen. Auch aus dem Grund, weil der Autor oft keinen Kontakt zum Support hatte und ihn daher nicht bewerten kann.
Bei angegebenen Preisen handelt es sich in der Regel um die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers, nicht um den Preis zum Zeitpunkt des Kaufes.
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