Zwischen Billigrad aus dem Baumarkt und der Luxusvariante von Brompton finden sich die Falträder von Dahon.
Nach langem Suchen habe ich mich für das Curve D3 entschieden, das für meine Einsatzzwecke optimal ist.
Technische Daten
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Produkt:Faltrad
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Hersteller:Dahon
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Typ:Curve D3
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Kaufdatum:24.01.2014
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Gewicht:12,4 kg
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Abmessungen:720 x 340 x 640 mm (L x B x H)
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Preis:599,00 €
Kaufgrund
Mit meinem selbst ausgebauten Wohnmobil wollte ich eigentlich wieder als Leiharbeiter durch Deutschland tingeln und es in der Nähe der jeweiligen Baustelle abstellen.
Für Fahrten vom Wohnmobil zur Baustelle und für Einkaufsfahrten war ein Fahrrad vorgesehen. Die meisten Wohnmobile haben hinten einen Fahrradträger montiert, um normale Fahrräder transportieren zu können.
Bei mir ist hinten jedoch der Eingang und einen Fahrradträger wollte ich nach Möglichkeit ohnehin vermeiden. Daher kam nur ein Faltrad in Frage, das sich im Wageninneren verstauen lässt.
Dass es eines von Dahon wurde, liegt daran, dass mir die Räder von Brompton einfach viel zu teuer sind. Dort muss man für jedes Extra kräftig in die Tasche langen, so dass zweitausend Euro und mehr für ein Rad nach Wunsch nichts Außergewöhnlichnes sind.
Das war mir eindeutig zu viel Geld für ein Fahrrad. Auf der anderen Seite war mir klar, dass ein Billigrad für 150,- bis 200,- Euro nicht viel taugt und die Freude daran nicht lange halten würde.
Hinweis: Die angegebenen Maße wurden von mir im gefalteten Zustand gemessen.
Verarbeitung
Die Verarbeitung ist in Ordnung, zumindest bisher kann ich mit der Ausnahme der Speichenbefestigung nichts daran bemängeln (siehe nächstes Kapitel "Praxiserfahrung").
Es macht einen sehr stabilen und hochwertigen Eindruck. Aufgrund des massiven Rahmens wurde ich auch schon gefragt, ob es ein Elektrofahrrad ist.
Praxiserfahrung
Faltmechanismus
Es hat einige Zeit gedauert, bis der (Ent-)Faltvorgang flüssig von statten ging, aber ich denke, das wäre mit einem anderen Faltrad nicht viel anders gewesen. Ist eben Gewöhnungs- bzw. Übungssache.
Zum Falten wird zunächst die Sattelstütze soweit eingefahren, bis sie den Boden berührt. Danach dreht man den Lenker etwas nach vorne und klappt ihn anschließend um.
Nun werden die Pedale eingeklappt, das Rahmenschanier geöffnet und das Rad zusammengeklappt. Dabei ist darauf zu achten, dass das innere Pedal nicht im Weg ist.
Der Mechanismus funktioniert bisher problemlos. Wenn ich mit meinem Wohnmobil längere Zeit an einem Ort stehe, so falte ich das Rad nicht zusammen, sondern klappe nur ein Pedal und den Lenker um. Auf diese Weise stört es mich kaum, wenn es im Gang steht:
Während der Fahrt ist das Rad zusammengefaltet in einer Stapelbox verstaut:
Lediglich das Heraus- und Hereintragen ist etwas umständlich, liegt jetzt aber nicht an dem Rad, sondern daran, dass meine Türe mit knapp 50 cm Breite relativ schmal ist und eine Einstiegshöhe von gut einem Meter über eine vierstufige Alutreppe zu überwinden ist.
Ganz im Gegenteil: Das Rad hat seinen Schwerpunkt genau vor dem Rahmenschanier, so dass es sich mit nur einer Hand am Rahmen problemlos tragen lässt.
Schaltung
Bereits im Herbst 2008 hatte ich zwei Falträder ausprobiert, die beide keine Schaltung hatten. Das eine war von Strida, das es inzwischen nicht mehr gibt* und mir sehr gut gefallen hat, weil es keine typische Fahrradform, dafür aber einen Zahnriemenantrieb und einen einfachen Faltmechanismus hatte.
Das K.O.-Kriterium war jedoch die schlechte Übersetzung, die es in der Ebene nicht erlaubte konstant gegen einen Widerstand zu treten, was sehr schnell genervt hat. Das ist vielleicht etwas schlecht beschrieben, wenn Du aber ein Fahrrad mit Gangschaltung hast, dann fahre auf Ebener Strecke nur mit dem ersten Gang. So in etwa hat sich das angefühlt. Leider gab es damals noch kein Modell mit Gangschaltung (z. B. das Strida EVO 18 Zoll 3S ), so dass ich es zurückgeschickt habe.
Das andere war ein A-Bike , das es damals noch ohne elektrischen Antrieb gab und ich direkt in England beim Hersteller bestellt hatte. Allerdings bin ich damit überhaupt nicht zurechtgekommen. Die sehr kleinen Räder machen es schwer das Gleichgewicht zu halten und so konnte ich keine 5 Meter fahren, ohne nicht wieder mit den Beinen den Boden zu berühren.
Aufgrund der Erfahrung mit dem Strida stand für mich fest, dass mein Faltrad eine Schaltung haben muss. Es stellte sich dabei die Frage, ob es eine Kettenschaltung oder eine Nabenschaltung sein sollte?
Kettenschaltungen hatte ich aus meiner Jugendzeit in keiner guten Erinnerung und sind meiner Ansicht nach anfälliger als Nabenschaltungen, weil bei einer Nabenschaltung die gesamte Mechanik geschützt im Inneren der Nabe untergebracht ist.
Die 3-Gang-Nabenschaltung von "Sturmey Archer" arbeitet auch sehr zuverlässig und ist dank der im Lenker integrierten Griffschaltung leicht zu bedienen.
Mit dem 3. Gang erreicht man bei zügigem, aber nicht hektischem Treten gute 20 Kilometer pro Stunde (gemessen mit dem GPS meines S7).
Der 1. Gang ist an längeren, steilen Bergen jedoch für mich etwas zu schwer. Da ich keine gute Kondition habe, steige ich dann meistens ab und schiebe.
Fahreigenschaften
Das Fahrrad lässt sich trotz seiner kleinen 16 Zoll Räder sehr schön und angenehm fahren. Einzig in Kurven ist etwas Vorsicht geboten. Lege ich mich bei gutem Tempo in eine Kurve, so wird das Rad instabil und fängt zu eiern an.
Mit ca. 65 Kilogramm Körpergewicht bin ich noch relativ leicht und obwohl das Fahrrad bis 100 Kilogramm Körpergewicht zugelassen ist, würde ich nicht empfehlen sich damit in eine Kurve zu legen.
Woran das liegt, kann ich nicht sagen. Eigentlich ist alles gut verarbeitet und der Rahmen macht einen sehr stabilen Eindruck. Vielleicht kommt es vom Lenker? Normales Kurvenfahren ist dagegen kein Problem.
Aktualisierung vom 20.12.2017: Nachdem ich nun zweimal dank des hilfreichen Kommentars von Roland mit maximalem Luftdruck von je 4 bar im Vorder- und Hinterrad gefahren bin, zeigt das Rad bisher kein instabiles Verhalten mehr.
Zwar bin ich keine extremen Kurven gefahren, weil ich das nicht herausfordern wollte, aber flott um enge Kurven zu fahren ist kein Problem.
Die Sitzhöhe ist für meine 1,82 Meter ausreichend. Laut Herstellerangaben ist es für Menschen bis zu 1,88 Metern geeignet.
Bisher ist es mir zweimal passiert, dass ich einen Platten gefahren habe. Die Schläuche halten offenbar nicht sehr gut die Luft, so dass diese auf holprigen Wegen langsam entweicht.
Ab einem gewissen Punkt ist so viel Luft entwichen, dass der Schlauch zu sehr auf die in der Felge montierten Speichenschrauben gedrückt wird. Da diese zwar nicht scharfkantig, aber doch ziemlich eckig sind und ca. zwei Millimeter in das Innere hineinragen, drücken sie bei Belastung trotz einer schützenden Gummischicht über den Speichenschrauben ein Loch in den Schlauch.
Ich hatte daher schon zweimal das Vergnügen eine Schlauchreparatur vornehmen zu dürfen. Der Aus- und Einbau des Hinterrads verlief dabei aber problemlos.
Das Hinterrad fülle ich mit 2,5 bis 3,0 bar, das Vorderrad mit ca. 2,5 bar. Darunter fühlt es sich nicht sonderlich hart an.
Aktualisierung vom 20.12.2017: Der Druck in beiden Reifen darf bis zu 4 bar betragen, so dass das Problem mit diesem Reifendruck (sofern er regelmäßig kontrolliert wird) nicht mehr auftreten sollte.
Bremsen
Das Rad verfügt vorne wie hinten über gut funktionierende Felgenbremsen, die gut greifen und keine Geräusche während der Fahrt verursachen. Auch sind die Belege bisher nicht verhärtet.
Kette
Irgendwo hatte ich gelesen, dass eine Fahrradkette vom Hersteller bereits geschmiert ist und man das nicht nachholen sollte, weil sich sonst durch das Öl bzw. Fett nur Dreck festsetzt und es dadurch zu einem vorzeitigen Verschleiß kommt.
Außer etwas Silikonspray hat die Kette daher auch noch kein Öl/Fett gesehen, läuft aber immer noch einwandfrei.
Zubehör
Das Fahrrad hat keine Beleuchtung, nur hinten einen roten Reflektor. Daher kaufte ich noch je ein Licht für vorne und eines für hinten (mein Modell hat nur 1 LED, sieht sonst aber identisch aus).
Auch eine Klingel musste ich extra kaufen und natürlich ein gutes Schloss . Das schöne an diesem Schloss ist die weiche Ummantelung, die sich angenehm anfühlt und das Rad vor Beschädigungen schützt. Es lässt sich sehr gut und platzsparend um die Sattelstütze wickeln:
Über einen Gepäckträger verfügt das Rad von Haus aus, der auch stabil und sehr praktisch ist. Einzig die Spanngummilösung ist etwas umständlich. Diese lässt sich nur sehr begrenzt dehnen, so dass der Gummi um den Gepäckträger gewickelt werden muss, um je nach Gepäckstück ein brauchbares Halteergebnis zu bekommen. Und zu sperrige Gegenstände sollten auch nicht transportiert werden, denn sonst stößt man beim Treten mit den Füßen daran.
Mit dem Kauf meines S7 kam noch ein universeller Handyhalter dazu. Dieser ist nicht für Fahrräder gedacht und so bastelte ich aus einer alten Handyfahrradhalterung einen Adapter. Der Halter ist nicht schlecht, jedoch klemmt er das Handy nur von der Seite ein.
Für den Fahrbetrieb auf der Straße ist das auch ausreichend. Im Gelände oder auf Kopfsteinpflaster sind die Klemmkräfte jedoch zu schwach, so dass das Handy mit der Zeit nach unten rutscht und die Gefahr besteht, dass es auf die Straße fällt.
Als weiteres Zubehör kaufte ich eine Fußluftpumpe von Lezyne , allerdings ist sie mit dem mitgeliefertem Adapter für das Hinterrad kaum zu gebrauchen.
Für das Vorderrad geht sie relativ gut, aber bedingt durch die Nabenschaltung bleibt bei einem 16-Zoll Rad nicht viel Platz, um die Luftpumpe ansetzen zu können. Der Adapter lässt sich nur schwer aufschrauben und auch wieder entnehmen. Durch das integrierte Ablassventil (wer benötigt so etwas?) bleibt es nicht aus, dass beim Drehen Luft aus dem Reifen entweicht.
Da wäre so ein Winkeladapter schon die weitaus bessere Lösung, den ich mir aber zurzeit nicht bestellen kann, weil Amazon nicht an Postfilialen in Portugal liefert . Ich werde daher versuchen diesen Adapter vor Ort zu bekommen.
Videos
Der Faltmechanismus ist bei vielen Rädern von Dahon gleich gestaltet. Das folgende Herstellervideo zeigt den gleichen Mechanismus meines Rades an einem anderen Modell:

Preis-/Leistungsverhältnis
Ein gutes Fahrrad kostet Geld und Falträder verfügen zudem noch über den aufwändigen Faltmechanismus. Da sind rund 600,- Euro nicht zu viel. Das Preis-/Leistungsverhältnis möchte ich daher mit "gut" bewerten.
Vorteile
- Angemessener Preis
- Gute Qualität
- Integrierter Gepäckträger
- Zuverlässige 3-Gang Nabenschaltung
- Gute Bremsen
- Einklappbare Pedale (nicht überall Standard)
- Auch mit nur einer Hand gut zu tragen
- Relativ kleines Packmaß
- Mit 12,4 kg noch erträgliches Gewicht
- Ausführliche Bedienungs- und Serviceanleitung in Deutsch
Nachteile
In schnellen Kurven instabil- Speichenschrauben können bei wenig Luft Platten verursachen
Aktualisierung vom 20.12.2017: Das instabile Verhalten lag am zu niedrigen Reifendruck. Mit je 4 bar in beiden Reifen, konnte ich das Problem bisher nicht mehr feststellen.
Fazit
Wenn ich Geld im Überfluss hätte, würde ich mir ein Brompton kaufen, weil es meiner Meinung nach das bessere Faltrad ist.
Ich bin jedoch mit dem Dahon voll- und ganz zufrieden. Für Fahrten zum Einkaufen mit einer einfachen Entfernung von bis zu 5 Kilometern, ist es mehr als ausreichend.
Downloads
Die beiden PDF-Dateien gelten für alle Falträder für Dahon, da sie sich nicht auf ein bestimmtes Modell beziehen:
Dahon - Faltraeder - Bedienungsanleitung.pdf
Dahon - Faltraeder - Serviceanleitung.pdf
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Für weitere Informationen siehe FAQ
Hinweise
In die Bewertung fließen der Preis und der Support nicht mit ein. Es wird das reine Produkt bewertet. Manche müssen auf den Preis keine Rücksicht nehmen, andere wiederum haben nie Kontakt mit dem Support.
Diese beiden Punkte sind daher für die Qualität des Produktes nicht maßgebend und wurden weggelassen. Auch aus dem Grund, weil der Autor oft keinen Kontakt zum Support hatte und ihn daher nicht bewerten kann.
Bei angegebenen Preisen handelt es sich in der Regel um die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers, nicht um den Preis zum Zeitpunkt des Kaufes.
Gast
17.12.2017 21:10:17 Uhr
melde mich mal wieder. Das gleiche Rad von Dahoon benutze ich seit mehr als 5 Jahren, allerdings mit 8 Gang Sram Kettenschaltung. Warum eine Kettenschaltung anfälliger sei soll hast Du nicht näher begründet. Der Vorteil ist das geringere Gewicht und die bessere Abstimmungsmöglichkeit der Schaltung bez. der Topographie. Bislang keinerlei Schwierigkeiten damit! Die kritisierte Kurventauglichkeit hängt damit zusammen, dass Du einfach einen zu niedrigen Luftdruck fährst. Der max. Druck steht auf dem Reifen. Bei mir (Schwalbe) ist das ca. 4 Bar. Den fahre ich auch auf beiden Reifen. Bislang keinerlei Reparatur - auch mit 80 kg.
MfG Roland
Peter (Admin)
17.12.2017 22:08:50 Uhr
danke für Deinen Kommentar. Bezüglich der Kettenschaltung habe ich den Beitrag etwas erweitert.
Danke auch für den Hinweis, dass die Schläuche 4 bar aushalten. Ich werde es einmal damit versuchen und berichten, ob sich das Verhalten dadurch geändert hat.
Den zweiten Teil Deines Kommentars habe ich in den dazugehörenden Beitrag ausgelagert.
Gruß
Peter
Peter (Admin)
20.12.2017 14:11:21 Uhr
Den Beitrag habe ich entsprechend angepasst und möchte mich bei Dir noch einmal für Deinen wertvollen Hinweis bedanken.
Gruß
Peter