Freitag, 12. Mai 2017

Was mir heute widerfahren ist, war wriklich kurios. Es war genau um 8:00 Uhr in der Früh, während es draußen prasselnd regnete.

Ich saß an meinem Computer, als ich plötzlich ein lautes Klopfen vernahm, das von vorne zu kommen schien.

Friedlicher Täter

Im ersten Moment dachte ich noch, dass (m)eine Katze irgendetwas umgestoßen hätte, doch es folgte sofort das nächste Klopfen, das auch viel zu laut war, um von einem Tier ausgelöst werden zu können.

Es klang, wie wenn jemand auf Metall einschlägt. Ich zögerte keine Sekunde, sondern war in meine immer am Eingang stehenden Sandalen geschlüpft und im nächsten Moment draußen die Alutreppe heruntergegangen.

Leider geht meine Eingangstüre nicht leise auf, so dass der Täter mein Kommen hörte und sich davon machen wollte.

Ich bin ihm hinterher und sah, wie er einen Hammer und einen Schraubendreher (oder etwas Ähnliches) in der Hand hielt und gerade in sein direkt vor meinem Wohnmobil geparktes Auto einsteigen wollte.

Er war etwas größer als ich, sehr schmal und sah im Gesicht irgendwie schmutzig aus. Als er mich sah, fragte ich ihn auf Englisch, was er an meinem Wagen zu schaffen hatte. Er verstand mich zwar nicht, war aber sehr friedlich, entschuldigte sich bei mir mehrmals (perdón, perdón = Entschuldigung, Entschuldigung) und gab zu verstehen, ich solle nicht die Polizei rufen.

Zu diesem Zeitpunkt war mir noch nicht klar, was er an meinem Wagen gemacht hatte und ich sagte ihm, ich wüsste noch nicht, ob ich keine Polizei rufe. Dann prägte ich mir sein Nummernschild ein (was er natürlich mitbekam) und ging wieder zurück in meinen Wagen.

Nun lief er mir bis zum Eingang hinterher, was ich zunächst wegen dem starken Regen gar nicht bemerkte. Erst, als ich schon dabei war die Türe zu schließen, vernahm ich hinter mir ein weiteres "perdón". Im nächsten Moment war die Türe zu.

Kein Schaden

Ich war etwas irritiert und dachte: "Was für ein Verbrecher war das denn?". Erst versucht er mir etwas zu stehlen/kaputt zu machen und im nächsten Moment entschuldigt er sich mehrfach?

Eine gute halbe Stunde später hörte es zu regnen auf und ich ging nach draußen und suchte, wo er "gearbeitet" hatte, fand zunächst aber nichts.

Zufälligerweise kam der Besitzer einer Autowerkstatt vorbei, die sich ganz in der Nähe befand, und sah, wie ich prüfend um meinen LKW lief. Er fragte auf Spanisch, ob etwas nicht in Ordnung sei und ich sagte auf Englisch, dass jemand hier war und mit einem Hammer meinen Wagen bearbeitet hatte.

Er verstand mich nicht richtig und meinte, dass er seinen Englisch sprechenden Freund holen werde. Ich ging mit ihm in seine Werkstatt und ein paar Minuten später kam sein Freund. Ich sagte, dass jemand da war und sich an meinem Wagen zu schaffen gemacht hatte.

Ich beschrieb den Täter und der Besitzer der Werkstatt kannte ihn offenbar und sagte, dass er schon öfter hier war. Es soll sich um einen drogensüchtigen Mann aus Tarifa handeln.

Er meinte wir sollten sofort die Polizei rufen und ich sollte sagen, dass ich Kunde seiner Werkstatt sei. Ich sagte, dass ich nicht lüge, worauf er erklärte, dass es mehr Gewicht hat, wenn ein Einheimischer die Polizei ruft, anstatt ein Tourist.

Ich sagte, dass ich das verstehe, aber dennoch nicht lüge. Nun fragte er, was denn kaputt sei und ich sagte, ich wüsste es nicht. So gingen wir zu dritt zu dem Wagen zurück und ich meinte, es hörte sich wie ein Schlagen auf Metall an.

Wir prüften die Beifahrerseite, aber es war nichts zu sehen. Als wir auf der Fahrerseite ankamen, entdeckte der Englisch sprechende Freund sofort die Macken auf dem Schloss zum Batteriekasten:

Bügelschloss am Batteriekasten

Ich sagte, dass diese neu seien und er versucht hat, die Batterien zu stehlen. Nachdem kein weiterer Schaden auszumachen war, gingen wir wieder auseinander.

Das Schloss kaufte ich erst kurz bevor ich Deutschland verlassen hatte. Die Batterien waren auch noch relativ neu, da mir die alten im Sommer 2016 durch das viele Stehen kaputt gingen.

Zwar hatte ich eine selbstgebaute Ladeeinrichtung, die aber offenbar nicht dauerhaft korrekt funktionierte und es so über einen längeren Zeitraum zu einem Batterieschluss kam. Für die neuen Batterien kaufte ich ein Ladegerät von Ansmann , mit dem ich bisher sehr zufrieden bin. Es läuft automatisch immer mit, wenn ich Brot backe, da ich dazu meinen Wechselrichter einschalten muss.

Absperren oder offen lassen?

Ohne dem Schloss hätte ich den Täter aufgrund des lauten Regens nicht bemerkt, und wäre jetzt meine Batterien los gewesen. Es ist ja immer die Frage, ob man etwas zusperrt oder lieber offen lässt. Im ersten Fall besteht die Gefahr, dass ein größerer Schaden entsteht, weil der Täter dann gezwungen ist Gewalt anzuwenden.

Mein Fall hat jedoch gezeigt, dass man dies nicht verallgemeinern kann. Ich jedenfalls schließe immer ab, wenn ich nicht da bin, weil der Täter dann durch Gewaltanwendung gezwungen wird mehr auf sich aufmerksam zu machen.

Es ist seltsam, aber erst einige Tage zuvor sah ich einen älteren, haageren Mann hier im Industriegebiet herumschleichen, der bei einem parkenden Auto prüfte, ob die Türen offen sind.

Im ersten Moment dachte ich noch, es wäre sein eigenes Fahrzeug, weil er so zielstrebig darauf zu ging, allerdings ging er dann schnell weiter zur Mülltonne des danebenliegenden Supermarkts. D. h. wäre eine Türe offen gewesen, hätte er die Gelegenheit genutzt, um etwas mitgehen zu lassen.

Da ihn aber die verschlossenen Türen von einer Straftat abgehalten hat, bin ich der Ansicht, es ist besser immer abzuschließen und einen Einbruchsschaden zu riskieren.

Wer eine Teil- bzw. Vollkaskoversicherung hat, der muss ohnehin immer sorgfältig absperren, weil er sonst nichts ersetzt bekommt.

Dummer Zufall

Ich dachte über diesen Vorfall noch nach und nun kam mir auch das sonderbare Verhalten des Täters nicht mehr ganz so sonderbar vor. Er wollte mich nicht bestehlen, sondern musste es tun, weil ihn seine Sucht dazu trieb. Klar ist das eine schwache Entschuldigung, aber die einzige, die ich nachvollziehen kann und die sein sonderbares Verhalten erklärt.

Eigentlich wollte ich schon zwei Tage vorher weiter nach Portugal fahren, weil mir die Stürme hier mächtig aufs Gemüt schlagen und sie auch für den Wagen nicht gut sind (außerdem ist das Internet in Portugal deutlich günstiger, als hier).

Doch ich wartete noch auf eine Sendung aus Deutschland, die spätestens heute eintreffen sollte und so blieb ich noch hier. Anderenfalls wäre es gar nicht zu diesem versuchten Diebstahl gekommen.

Ich rief nicht die Polizei, weil er mir sehr Leid tat und er auch keinen Schaden angerichtet hat. Seine mehrfache Entschuldigung, war auch nicht nur so daher gesagt, sondern ich spürte, dass sie ehrlich gemeint war.

Auch die Tatsache, dass er den Deckel zum Batteriekasten, der nur aus Plastik besteht, nicht einfach mit dem Hammer zerschlagen oder aufgebrochen hat, zeigt, dass er keinen unnötigen Schaden anrichten wollte.

Wie ich eingangs schon schrieb: Ein kurioser Vorfall.

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