Bereits im Herbst 2020 habe ich mich von Windows verabschiedet und arbeite seit dem mit Linux.
Noch im Sommer davor war es kein Thema einmal auf Linux umzusteigen, aber es kommt doch öfter anders, als man denkt.
Warum ich gar nicht umsteigen wollte
Windows 7 ist meiner Ansicht nach das beste Betriebssystem für Desktop-Computer, das Microsoft je herausgebracht hat. Ich sage das als jemand, der 1992 mit Windows 3.11 angefangen und alle nachfolgenden Systeme - teils auch beruflich - mitgemacht hat.
Auch die Tatsache, dass es seit 14. Januar 2020 keine Sicherheitsupdates für Windows 7 mehr gibt, war für mich kein Grund umzusteigen. Um mich vor Viren etc. wirksam zu schützen, beachte ich meine eigenen Tipps aus dem Beitrag Spam vermeiden ganz ohne Spamfilter .
Sicherheitshalber hatte ich noch ein Programm im Einsatz, das mir vor jedem Bootvorgang den PC in den zuletzt gespeicherten Zustand zurückversetzt hat. Das heißt, dass im Falle eines Virusbefalls, der Virus beim nächsten Booten nicht mehr da gewesen wäre. Diese Vorgehensweise setzt jedoch voraus, dass man seine Programme und Daten auf verschiedenen Partitionen / Datenträgern voneinander getrennt hält.
Windows 10 war für mich nie eine Alternative - ich meine, ich will mich ja vor Viren schützen, da installiere ich mir doch nicht noch bewusst den größten aller Zeiten :). Ja, ich weiß, man kann vieles abschalten, aber Microsoft behält sich das Recht vor, dies nach Belieben wieder zu aktivieren - nein, da danke ich doch recht schön.
Umsteigen wollte ich nicht, weil ich mit Windows 7 zufrieden war und ich über viele Jahre hinweg meine ganzen Arbeitsabläufe unter anderem mit Autohotkey automatisiert hatte, was mit viel Feinarbeit verbunden war. Kurz gesagt hatte ich das System im Griff und konnte mich - von seltenen Ausnahmen abgesehen - ganz auf das Arbeiten konzentrieren.
Mit Linux hatte ich vor sehr vielen Jahren einmal etwas Kontakt, jedoch war das für mich doch eine ganz andere Welt. Die viele Arbeit ein völlig anderes System noch einmal so einzurichten, dass es (nahezu) wieder wie unter Windows laufen würde, schreckte mich ab. Das würde Wochen, wenn nicht Monate dauern.
Der Umstieg
Letztlich waren es dann doch zwei Punkte, die mich zum Umstieg bewegt hatten:
- Es gab immer wieder massive Probleme mit der Nutzung meines Notebooks (immer wieder Hänger von wenigen Sekunden, bis hin zu ca. 1-2 Minuten)
- Ich will mit der Marke "Microsoft" nichts mehr zu tun haben
Zu 1.: Die komplette Neuinstallation hat Punkt 1 leider nicht vollständig behoben, obwohl es viel besser geworden ist. Es kann nun aber auch daran liegen, dass ich seit der Umstellung Linux in einer virtuellen* Maschine von einer Micro-SD-Karte laufen lasse und mein betagtes Notebook nicht die erforderliche Leistung bringt, um flüssig ohne Wartezeiten arbeiten zu können (am 17. März 2021 hatte es seinen 11. Geburtstag). Auch gibt es immer wieder einmal Probleme mit den beiden SD-Karten-Einschüben bzw. dem dazugehörenden Controller.
* mit VirtualBox (Seite ist nur in Englisch, die Software aber auch in Deutsch) kann man mit mehreren Systemen parallel arbeiten (entsprechend viel Arbeitsspeicher und CPU-Leistung vorausgesetzt). Das bedeutet, dass Linux unter VirutalBox "gebootet" und damit gearbeitet wird (läuft dann in einem eigenen Fenster). Wird jedoch ein Windowsprogramm benötigt für das man (noch) keinen Ersatz gefunden hat, minimiert man Linux einfach und arbeitet wie bisher mit Windows weiter. Danach maximiert man das Fenster wieder und arbeitet mit Linux weiter - ganz nach Belieben und Bedarf.
Zu 2.: Mit "Microsoft" verbinde ich immer noch die Person "Bill Gates", auch, wenn er nicht mehr aktiv in der Firma mitarbeitet. Vermutlich verdient er jedoch noch Geld mit dieser Firma, das er meiner Ansicht nach dazu nutzt, im nie dagewesenen Ausmaß Menschen zu töten (siehe Beitrag Die massive Bevölkerungsreduktion hat begonnen...).
Ich habe mich daher dazu entschlossen, dieses Betriebssystem inkl. Software soweit es mir möglich ist, zu meiden.
Tipps zum Umstieg
Mein Umstieg hat tatsächlich mehrere Wochen gedauert. Ich habe nicht auf das genaue Datum gesehen, aber es waren wenigstens 6, wenn nicht 8 Wochen, bis es annähernd wieder so lief, wie unter Windows.
Das gilt jetzt jedoch für mich als Programmierer und Automatisierungsfreak. Für einen normalen Anwender, der damit nur Office, E-Mail und Internet nutzt, sehe ich den Umstieg innerhalb von wenigen Tagen als abgeschlossen an.
Wer eventuell auch schon mit dem Gedanken gespielt hat zu Linux zu wechseln und durch diesen Beitrag nun vielleicht den letzten Impuls erhalten hat, es zu vollziehen, dem gebe ich im Folgenden ein paar Tipps mit.
Datentrennung
Bevor jemand einen Umstieg plant, sollte er unbedingt seine Daten vom Betriebssystem, bzw. dessen Datenträger trennen. Alles andere kann schnell zu Datenverlust führen.
Ich persönlich arbeite seit mehr als 10 Jahren mit verschlüsselten Containern auf Micro-SD-Karten und habe damit gute Erfahrungen gemacht.
Vor ca. 1 Jahr habe ich diese Karten (32 GB) vorsorglich durch neue 256 GB-Karten ersetzt, auch, weil ich meine virtuellen Betriebssysteme nicht mehr auf einer externen Festplatte haben wollte, sondern mit auf den Micro-SD-Karten.
Aktuell besitze ich drei 256 GB-Karten, die alle wie folgt eingerichtet sind:
- Programme zum Installieren von VirtualBox und VeraCrypt auf Betriebssystemen von Linux, Apple und Microsoft
- Ein verschlüsselter Container mit 200 GB für alle meine Betriebssysteme (aktuell 7)
- Ein verschlüsselter Container mit 25 GB für alle meine Arbeitsdaten
Sollte jemand mein Notebook bzw. eine Micro-SD-Karte stehlen, so kommt er ohne das lange, sichere Passwort, das nur in meinem Kopf existiert, weder an mein genutztes Betriebssystem, noch an irgendwelche Daten heran.
Auch fällt mit dieser Installationsweise der Umstieg auf einen neuen Rechner besonders leicht: Einfach wieder VirtualBox und VeraCrypt installieren, Netzwerkadapter in VirtualBox anpassen und wieder wie gewohnt weiterarbeiten. So dauert ein Umstieg nicht viel mehr als eine halbe Stunde, wenn überhaupt.
Ich habe immer zwei Micro-SD-Karten gleichzeitig im Einsatz: Auf der einen arbeite ich und die andere ist eine Kopie davon als Backup. Bevor der virtuelle Rechner heruntergefahren wird, erstelle ich ein Datenbackup. Die Backupkarte wird von Zeit zu Zeit mit einer zweiten Backupkarte rotiert.

Betriebssystem
Bei Linux hat man die Qual der Wahl, weil es sehr viele unterschiedliche Distributionen gibt. Auf distrowatch.com las ich von "MX Linux" und probierte es kurzer Hand aus.
Anfangs kam ich damit relativ gut zurecht, allerdings zeigten sich mit der Zeit erhebliche Mängel. Das Booten dauerte ewig, der Paketmanager nervte und mit VirtualBox wiederhergestellte Sicherungspunkte führten dazu, dass das System nicht mehr startete.
Letzteres mag auch an VirtualBox liegen, jedoch konnte ich dieses Verhalten mit einer seit langem genutzten Debianinstallation nicht beobachten (diese Installation ist eine Kopie meines VPS, die ich zum Testen nutze).
Seit mehreren Monaten arbeite ich nun mit "Manjaro" und bin damit sehr zufrieden. Insbesondere der Paketmanager ist sehr übersichtlich programmiert und funktioniert wie man es erwartet.
Sicherungspunkte mache ich dennoch keine mehr, weil ich der Funktion jetzt misstraue und ohnehin den ganzen Ordner, in dem sich das Betriebssystem befindet, von Zeit zu Zeit auf meine Backup-Karte kopiere.
Außer mit VirtualBox zu arbeiten, besteht auch die Möglichkeit während der Installation von Linux einen Bootmanager einzurichten. Mit Hilfe dieses Bootmanagers lässt sich nach dem Einschalten des Computers auswählen, ob Linux oder ein anderes Betriebssystem (z. B. Windows) gestartet werden soll.
Auch hier sollten die Daten bereits strikt vom Betriebssystem getrennt sein, wobei immer darauf geachtet werden muss, dass das Dateisystem von beiden Systemen nicht nur gelesen, sondern auch geschrieben werden kann.
Das Standard-Dateisystem "ext4" von Linux kann zum Beispiel nicht so einfach in Windows genutzt werden. Dagegen kann NTFS auch von Linux gelesen und geschrieben werden, wenn auch unter Umständen mit etwas Leistungseinbußen.
Programme
Für einen langfristig geplanten Umstieg sollte nach und nach Software ersetzt werden, die es nur für Windows gibt. Von Microsoft Office hatte ich mich schon vor vielen Jahren aus Gründen der mangelnden Portabilität verabschiedet und bin zu Thunderbird und OpenOffice (später LibreOffice) gewechselt, die es auch für Linux gibt.
Daher sollte bei der Installation neuer Programme, darauf geachtet werden, dass diese sowohl für Windows, als auch für Linux erhältlich sind. Das ist manchmal mit etwas mehr Suchaufwand verbunden, lohnt sich aber, weil der spätere Umstieg auf Linux dann deutlich leichter fällt und schneller von statten geht.
Hier eine unvollständige Liste meiner Windows-Programme, die ich unter Linux ersetzt habe:
- RoboForm2Go -> KeePass2 bzw. Passwortmanager von Firefox (ohne Synchronisation)
- GoodSync2Go -> luckyBackup (ist verbesserungswürdig, tut aber seinen Zweck)
- Autohotkey -> Autokey
- MobaXterm -> Ásbrú Connection Manager
- Freecommander -> SpaceFM
- Notepad++ -> War eine zeitlang Visual Studio Code unter MX Linux, aktuell wieder Geany unter Manjaro
- PDF-Toolkit -> PDF Arranger
- MyPhoneExplorer -> Syncthing (geht allerdings nur für Dateien)
- ScreenPresso -> SimpleScreenRecorder
- IrfanView -> noch keinen wirklichen Ersatz gefunden (auch noch nicht umfangreich gesucht), Notbehelf ist Nomacs und Ristretto
Dem normalen Anwender sagen die meisten Programme vermutlich nichts, so dass er diese natürlich auch nicht ersetzen muss und sich der Umstieg daher deutlich einfacher gestaltet.
Ja, ich weiß: Visual Studio Code ist ein kostenloses Produkt von Microsoft. Ich hatte mir verschiedene Entwicklungsumgebungen angesehen und bin zunächst bei Atom hängen geblieben. Die Einrichtung und Bedienung ist jedoch nicht wirklich intuitiv und es gab gleich zu Beginn massive Probleme (unter anderem wurde es nach dem Installieren von notwendigen Erweiterungen extrem langsam).
Als ich dann las, dass es ein Projekt von GitHub ist, das im Sommer 2018 von Microsoft aufgekauft wurde, war es letztlich egal, ob ich Atom oder Visual Studio Code nutze. Letzteres ist meiner Ansicht nach auch nicht das Gelbe vom Ei, aber deutlich besser als Atom und um Welten besser, als mein bisheriges Notepad++.
Seit dem Wechsel zu Manjaro arbeite ich mit Geany, weil Visual Studio Code mit zu häufigen Updates nervt und eine recht einfache Erweiterung (Farbauswahl) über 120 MB an Festplattenspeicher benötigt). Geany gefällt mir aber nicht wirklich, so dass ich aktuell daneben noch Kate ausprobiere, jedoch mit dem Gedanken spiele, wieder VSC einzusetzen.
Hardware
Was für Programme gilt, gilt auch für Hardware. Zwar gibt es eine breite Unterstützung von Hardware unter Linux, jedoch oft nicht für sehr neue Produkte.
Deshalb mein Tipp bei neu anzuschaffender Hardware darauf zu achten, dass bereits vom Hersteller Treiber auch für Linux bereitgestellt werden, da diese in der Regel zuverlässiger funktionieren, als Treiber, die von Dritten programmiert wurden. Zudem kann man bei Problemen den Support des Herstellers in Anspruch nehmen und verliert auch nicht seine Garantieansprüche.
Praxiserfahrung
Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Nachfolgend in Stichpunkten die Vor- und Nachteile von Linux. Es geht mit den Vorteilen los:
- Open Source und damit in der Regel kostenlos
- läuft von Haus aus stabiler und ist sicherer als Windows
- arbeitet in der Regel mit älterer Hardware schneller, als unter Windows
- die Gefahr einen Virus zu bekommen, ist deutlich geringer
- Software ist überwiegend kostenlos
- Zentrale Softwareverwaltung (es lässt sich die meiste Software über eine integrierte Suchfunktion (= Paketmanager) installieren)
Nun zu den Nachteilen:
- es gibt zahlreiche Versionen von Linux, so dass die Entscheidung für eine bestimmte Distribution schwer fällt
- Software liegt grundsätzlich im Rohformat vor und muss für die verwendete Distribution kompiliert werden (macht in der Regel das Team, das die Distribution verwaltet)
- teilweise nicht so gute Unterstützung für neue Hardware
- oft ist Software nicht intuitiv zu bedienen und/oder es fehlen wichtige Funktionen
- hat man ein Menü offen, muss das erst geschlossen werden, bevor man zu einer anderen Anwendung wechseln kann
- manche Programme können mit Netzlaufwerken nicht umgehen (z. B. Gimp und Geany)
- es gibt Programme, die nur für Windows programmiert werden und für die es keinen wirklichen Ersatz unter Linux gibt (betrifft den Normalnutzer nicht, sondern Anwender von Spezialsoftware und auch Spieler)
- meine virtuelle Maschine muss ich immer 2x hintereinander booten, weil der erste Bootvorgang sehr langsam ist (die Ursache dafür habe ich noch nicht gefunden)
Als ich während der Umstellung auf Softwaresuche war, ist mir aufgefallen, dass viele Programmierer von Linuxanwendungen nicht auf Produktivität achten. Was man mit einem Klick/Tastaturbefehl machen könnte, erfordert etliche Mausklicks.
So war ich dann sehr froh, dass ich Autokey gefunden habe, das ähnlich wie Autohotkey funktioniert. Ich habe es soweit eingerichtet, dass ich flüssig mit Linux arbeiten kann - ähnlich, wie unter Windows. Es könnte aber noch einiges verbessert und optimiert werden, jedoch lohnt sich der Zeitaufwand dafür aktuell nicht.
Gast
23.08.2021 21:24:01 Uhr
Viele Grüße Volker
Peter (Admin)
24.08.2021 13:39:43 Uhr
der Begriff "Deutschland" wurde von den Alliierten definiert und bedeutet das Deutsche Reich in den Grenzen vom 31.12.1937 (siehe FAQ "Warum ist "Deutschland" als Staatsangehörigkeit voreingestellt?" https://idcards.me/go/?sfstaatsangehoerigkeit ).
In der FAQ wird auch beschrieben, warum ich diese voreingesteltle Bezeichnung empfehle, es kann aber jeder die Staatsangehörigkeit beim Ausfüllen eines Ausweises auswählen (Deutsches Reich, bzw. einen seiner Bundesstaaten).
Gruß
Peter